Du fühlst dich müde, gestresst und ausgebrannt.
Du denkst über den Tag nach, der gerade hinter dir liegt. Was du dir heute eigentlich alles vorgenommen hattest - und was du alles nicht geschafft hast. Und die Präsentation lief auch nicht so, wie geplant...
Dein Selbstwert ist im Keller. Kein Wunder, dass du direkt auf ein Burnout zusteuerst...
(Oder vielleicht ist es auch genau anders herum?)
Mit letzter Kraft holst du dein Notizbuch hervor. Du möchtest den Rat umsetzen, der deiner Freundin so gut geholfen hat. Wenn es bei ihr geklappt hat, muss es ja auch bei dir Früchte tragen, nicht wahr?
Du hast dir also vorgenommen, jeden Abend 3 Dinge aufzuschreiben, auf die du stolz bist.
Du starrst auf die leere Seite. Das Papier scheint zurückzustarren.
“Was soll ich schon geleistet haben heute...? Alle anderen haben so viel mehr hinbekommen als ich. Ich schaff’s ja nicht mal zu der Zeit aus dem Bett, die ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Und meine Freundin hat erzählt, dass sie sich schon nach den ersten paar Einträgen so viel besser gefühlt hat... Wahrscheinlich mach ich es einfach falsch. Ich bin halt nicht so gut wie sie. Sie hat offenbar viel mehr Dinge, auf die sie wirklich stolz sein kann.”
Stop.
Mit dir ist gar nichts falsch.
Wahrscheinlich ist lediglich diese Übung für deine momentane Biochemie nicht das Richtige.
Wenn wir sehr stark gestresst sind, werden Entzündungsbotenstoffe im Körper freigesetzt. Durch falsche Ernährung kann zudem eine niederschwellige Entzündung im Darm das Problem zusätzlich verstärken. Das wiederum bewirkt, dass Tryphtophan, ein Eiweissbaustein, nicht mehr in Serotonin umgewandelt wird, sondern in Kynurenin (das u.a. Energie für das durch die Entzündung aktivierte Immunsystem bereitstellen soll).
Serotonin ist u.a. ein Glückshormon, ein Vorläufer des Schlafhormons Melatonin und ein wesentlicher Baustein für Selbstwertgefühl. Je gestresster du also bist, desto niedriger dein Selbstwert und desto schwerer fällt es dir, die Dinge zu finden und auch anzuerkennen, die du gut gemacht hast.
Und was heisst das nun? Bist du gefangen in einem Strudel aus Stress und der dadurch ungünstigen Biochemie, die das immer weiter verstärkt?
Versuch einmal folgendes:
Finde ein Abendritual, das dich beruhigt (um den Stress zu senken), und deine Aufmerksamkeit auf dich richtet. Der Vergleich mit anderen hinkt nämlich immer - du kennst weder ihre Gedanken, noch wie deren Biochemie gerade aussieht, noch weisst du, wie viel Übung die anderen mit solchen Übungen haben.
Stärke deinen Körper, indem du aktiv gegen die Entzündungen vorgehst: durch gesunde Ernährung mit viel Gemüse, Omega 3, Magnesium, etc.
Deine Gedanken sind eine Gewohnheit, die du neu programmieren kannst.
Doch dazu musst du auch mal neue Gedanken denken. Wenn du jeden Abend damit haderst, was du alles noch tun wolltest und heute wieder nicht geschafft hast - mit welchem Gefühl schläfst du dann wohl ein?
Umgekehrt: wenn du dir geistig all das nochmals zurückrufst, was dir heute gelungen ist, wem du eine kleine Freude machen konntest, was du alles erreicht hast - ist doch gleich viel angenehmer, nicht wahr?
Lass mich das dieses Mal an einem anderen Beispiel erklären.
Angenommen, du möchtest abnehmen. Besonders in diesem Bereich suchen sehr viele nach der magischen Wunderpille, nach der magischen Fett-weg-Spritze - oder zum Teil nach einer allerhöchstens 5 Wochen dauernden, einmaligen Diät, die einmal alles ändern soll - damit sie anschliessend genau so weitermachen können wie bisher.
In den meisten Fällen funktioniert das sogar ganz gut. Das Übergewicht, bzw. das überschüssige Fett ist weg.
Für einen kurzen Moment sind diese Menschen dann enorm glücklich. Und kehren dann wieder zu ihrem vorherigen, "normalen" Lebensstil zurück.
Und was passiert dann?
Genau, der berühmte Jojo-Effekt. Das, was sie in die prekäre Lage gebracht hat - der sesshafte Lebensstil, die Pizza und der Wein jeden Abend bei Netflix - all das hat jetzt genau den gleichen Effekt wie zuvor. Meistens geht es sogar noch schneller, weil sich der Körper noch an das "alte" Gewicht vor der Diät erinnert.
...
Unser Verstand ist ein enorm machtvolles Werkzeug.
Und doch kann er uns austricksen, wenn wir nicht ordentlich damit umgehen. Z.B. indem wir nicht darauf achten, womit wir etwas vergleichen.
Woran merkst du denn, dass es dir “gut” geht? Also so wirklich gut gehen.
Vielleicht vergleichst du es mit deiner letzten Erkältung. Oder dem letzten Mal, als du die Grippe hattest. Oder dieses eine Mal, als du dir den Knöchel verstaucht hattest.
Ja klar, dann geht es dir gerade vielleicht hervorragend.
Aber was ist mit anderen Vergleichswerten?
Vielleicht fiel es dir als Kind so viel leichter, eine Treppe nicht einfach nur hochzugehen, sondern vielleicht sogar zu rennen? Hattest du nicht mal viel mehr Energie? Gab es da nicht mal diese Tage, an denen du Bäume ausreissen und Berge versetzen konntest?
Und im Vergleich mit diesen Tagen, wie gut geht es dir heute?
Achte doch diese kommende Woche einmal ganz gezielt darauf, womit du was vergleichst.
Ich wünsche dir viele spannende ...
Ja, ich weiss. Du hast genug. Es reicht. Es ist so was von überfällig, dass du endlich etwas Neues findest.
Vielleicht weisst du ja sogar ganz genau, was das sein könnte. Du hast ein klares Ziel vor Augen, wie dein Leben idealerweise aussehen sollte.
Und jetzt bist du IMMER noch nicht da.
Glaub mir, ich kenn das Gefühl, dass sich manche Ziele - obwohl schon irgendwie in der Ferne sichtbar - scheinbar ewig hinziehen, bis man diese endlich erreicht hat.
Ich habe selbst solche Ziele in meinem Leben, auf die ich gerade in diesem Moment hinarbeite...
Der Trick dabei ist, auf dem Weg nicht das Ziel aus den Augen zu verlieren,
“Wie, aber ich hab ja mein Ziel ganz fest im Blick...? Was meinst du?”
Ich meine damit, das Gefühl, das du mit deinem Ziel verbindest.
Wahrscheinlich verbindest du eine Form von Glück oder Erfolg oder Sicherheit oder ein anderes positives Gefühl mit diesem Ziel. Aber wieso solltest du denn auf dem Weg zu diesem Ziel dieses Gefühl nicht schon haben dürfen?...
Leider können sich manche Ärzte nicht so viel Zeit nehmen, wie ihre Patienten es bräuchten.
Und leider wollen auch manche Patienten lieber eine schnelle Lösung haben.
Ich kann das gut verstehen: die Symptome sind unangenehm - und Schmerz loszuwerden ist ein grosser Motivator. 3 x stärker als die Aussicht auf Freude und Glück!
Und da ist es auch nicht wirklich verwunderlich, wenn mit dem jeweiligen Experten genau über diese Symptome gesprochen wird und dann daran herumgedoktert wird.
Wenn diese Bekämpfung der Symptome dazu führt, dass dann der Patient wieder den Kopf frei hat, um die WAHRE Ursache anzugehen, dann los!
Wenn jedoch dieses Provisorium als Dauerlösung eingerichtet werden soll, musst du dich leider auf die entsprechenden Konsequenzen einstellen.
Das eigentliche Problem wird dadurch nämlich nicht gelöst, sodass es weiter im Untergrund schwelt und sich verschlimmern kann. Z.B. eine Fehlernährung, die dir immer weiter Entzündungen beschert, den Stress verstärkt ...
Womit genau vergleichst du eigentlich deine jetzige Situation?
Vielleicht siehst du auch manchmal diese Leute in den sozialen Medien, die von ihrem ach so coolen Leben berichten, das mehr nach Ferien als nach sonst was aussieht. Wie sie Geld im Liegen und beim Bummeln am Strand verdienen.
Oder du vergleichst deinen jetzigen Job mit dem letzten Praktikum, das du noch während deines Studiums gemacht hattest. Oder mit dem Studentenjob damals in der Bar im Ausland... wie aufregend das damals doch war, jeden Tag neue coole Leute kennenzulernen, wie entspannt und einfach das Leben damals schien...
Und heute: jeden Tag siehst du dieselben unmotivierten, kleingeistigen Kollegen, “was regst du dich so auf, sei froh, dass du einen Job hast, andere haben’s viel schlimmer!”
Und irgendwie haben die ja auch noch recht - im Vergleich zu Drittweltländern sind unsere Probleme hier wirklich ein Fliegenschiss. Aber solltest du wirklich deshalb keine grossen Träume mehr haben dürfen...?
...